SKIN / SKIM

mit: Eva Hradil (A) / Jenny Lundgren (SWE)

Vernissage: Freitag, 29. September 2017, 19 Uhr

Ausstellung: 30. September – 15. Oktober 2017
Zur Ausstellung: Anna Spohn (Kunsttheoretikerin)

SKIN / SKIM Ungefähr 120 Jahre lang war alles in Ordnung. Alle Teile waren an ihrem Platz. Alle Teile waren Teile eines Armlehnsessels. Dann kam die Hartholzsäge und die Unruhe, ja Zerstörung. Oder, wie kann man das nennen, wenn jemand nicht nur den thronartigen Stuhl zersägt, sondern auch dessen Einzelteile? Um dann jedem dieser Einzelteile eine neue Ordnung zu geben. Ein eigenes Leben. Losgelöst vom Ganzen und doch Teil desselben. 100 % des Ursprungs- möbels sind in der Ausstellung zu sehen. Verwandelt. Und im Raum verteilt. Das Ausgangsmaterial von Eva Hradils Objekten sind zumeist Gebrauchsge- genstände. Das für SKIN / SKIM war ein Armlehnsessel aus dem Historismus. Die daraus gewonnen und umgestalteten Teile erhielten organische Aspekte. So ndet sich darin ein Objekt mit „Oberputz-Arterien“; Blutadern, die nicht unter der Holzhaut, sondern darüber liegen. Wie die Versorgungsleitungen des Centre Pompidou. Und wie die Elektroleitungen im basement. Die Fülle korrespondiert mit der Hülle. Und die Fülle korrespondiert untereinander. Durch die Form der Präsentation – „eher eine Installation, denn eine Ausstel- lung“ – möchten die beiden Künstlerinnen die Arbeiten verstärkt in Bezie- hung bringen. Sie verändern / verstärken / verschieben Inhalt und Ordnung der Einzelarbeiten durch die Wahl des Platzes, durch die Wahl der direkten Nachbarschaft. Jenny Lundgren ist Schwedin und lebt 600 km nördlich von Stockholm. Die Künstlerinnen kennen einander vom Studium an der Universität für ange- wandte Kunst, Wien, Malerei und Gra k. Aus Schweden bringt Jenny Tusche- arbeiten mit, die Menschen zeigen. Deren Tusche-Körper sind in geschlossenen Formen gemalt, Extremitäten an das große Ganze angeschmiegt, verbunden, schützend. Wirken die Bilder dadurch nach innen gerichtet, auf sich selbst bezogen, treten sie dennoch in Beziehung mit dem Betrachter, möchte man doch „das“ sein, das da so beschützt wird. Jennys Arbeiten sind fragil und kompakt zugleich; haben eine erdige Dichte und eine ießende Luftigkeit. Tuschehaut auf Papierkörper. Tuschekörper auf Papierhaut. Während des Ausstellungsaufbaus, für den einige Tage reserviert sind, nimmt sie – auch mittels Tusche – Bezug auf den Raum. Das körperliche wird dem Raum einverleibt, der Raum wird durch den Bezug körperlich, selbst ein Organismus.